9. Berliner Theologisches Gespräch: Einführungsrede von Jochen Borchert (MdB)

Einführungsrede
von Jochen Borchert (MdB)
9. Berliner Theologisches Gespräch

Prof. Dr. Wilfried Härle

Prof. Dr. Ursula Spuler-Stegemann

Gerechter Friede! Gerechter Krieg?
Antworten aus Islam und Christentum

Moderation: Jochen Borchert
Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU

27. November 2001
Konrad-Adenauer-Haus,
Klingelhöferstr. 8,
10785 Berlin

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Sehr geehrte Frau Professorin Spuler-Stegemann,
sehr geehrter Herr Prof. Härle,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich freue mich, dass Sie so zahlreich an diesem Abend erschienen sind!

Und ich freue mich, dass einige Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag den Weg hierher gefunden haben.

Ich begrüße die Herren Kollegen Klaus Bühler, Thomas Rachel, Norbert Otto, sowie meine Kolleginnen Frau Sylvia Bonitz und Frau Bergmann-Pohl.

Als Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises ist es mir eine besondere Freude, dass wir Sie heute Abend beim 9. Berliner Theologischen Gespräch hier im Konrad Adenauer Haus, in der Bundesgeschäftsstelle der CDU, begrüßen können!

Der Evangelische Arbeitskreis repräsentiert die rund 216.000 Evangelischen Christen in den Unionsparteien.

Wir setzen uns im Besonderen für ein christliches Profil unserer Partei ein.

Wir machen uns dafür stark, dass das „C“ in unserer Partei weiterhin der führende Buchstabe bleibt.

Hierzu brauchen wir eine breite Basis der Meinungsbildung und eine angeregte Gesprächskultur.

Die Berliner Theologischen Gespräche bieten der CDU/CSU, wie allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern, die Möglichkeit, sich kompetent informieren zu lassen. Dies heißt, politisch verantwortlich zu handeln.

Der EAK ist einem überkonfessionellen Handeln gegenüber aufgeschlossen. Wir sind stolz auf eine fast 50 jährige gewachsene Tradition des intensiven Dialogs mit den Kirchen.

Unser Ziel als Evangelischer Arbeitskreis ist es, dass wir uns als Christen, die politische Verantwortung tragen, den Themen annehmen, die in Politik und Kirche intensiv behandelt werden.

Wir wollen Kirche und Politik miteinander ins Gespräch bringen, Brücken bauen, wo manchmal Gräben zu sehen und zu spüren sind.

Wir tun dies als Christen.

Wir tun dies als Menschen, denen die Entwicklung und das Werden unseres Landes nicht gleichgültig sind.

Und wer könnte schon gleichgültig bleiben, bei dem, was wir am 11. September und danach erlebt haben?

Und weil uns die Ereignisse, ja weil uns die Terroranschläge auf New York und Washington nicht gleichgültig lassen, diskutieren wir in der Politik seit diesen Tagen noch intensiver über die Überwindung des Terrorismus, über die Reaktion auf Terrorismus, über den Dialog der Kulturen, über die innere Sicherheit, über Zuwanderung, über die Ursachen von Gewalt und über die Überwindung der Gewalt.

Und wie kontrovers diese Diskussionen geführt werden, zeigen die schweren politischen Erschütterungen, die die Regierungskoalition in den letzten Wochen und Tagen erlebt hat.

Die Frage nach dem Einsatz deutscher Soldaten im Zusammenhang mit dem Militäreinsatz der Vereinigten Staaten in Afghanistan hat die Koalition beinahe zerrissen.

Die Vertrauensfrage des Kanzlers, die sichtbare Not der Gewissensentscheidung vieler Abgeordneter der Regierungsparteien, das demütige sich Verkrümmen einiger Persönlichkeiten der Grünen bis zur Unkenntlichkeit, ja auch die kontroversen friedensethischen Diskussionen auf der diesjährigen Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland haben nur einen Grund:

Die Einschätzung der Legitimierung von militärischer Gewalt gegen diejenigen, die in menschenverachtender Weise tausende in den Tod gerissen haben.

Es ist die alte Frage nach dem gerechtfertigten Einsatz militärischer Mittel!

Eine Frage, die für einen Christen keine einfache ist – das ohne Zweifel – aber sie ist eben eine, die manchmal so oder so, bejahend oder ablehnend entschieden werden muss.

Sie muss entschieden werden, um größeres Übel zu verhindern.

Die hieran geknüpften Fragen sollen uns heute an diesem Abend beschäftigen.

Und zwar nicht allein aus der Perspektive des Christentums, sondern auch aus der Perspektive des Islams.

Hier begegnet uns ja nur allzu häufig der Eindruck, dass Krieg und Gewalt im Koran eine andere Stellung haben als im Neuen Testament.

Für einen Dialog der Kulturen ist es wichtig, dass wir uns der Gemeinsamkeiten, aber auch der Unterschiede, sehr deutlich bewusst sind.

Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Bedeutung der gewalttätigen Auseinandersetzung zur Durchsetzung religiöser Ziele.

Aus diesem Grund haben wir den heutigen Abend unter das Thema gestellt: „Gerechter Friede! Gerechter Krieg? Antworten aus Islam und Christentum“.

Ich freue mich ausdrücklich, dass es uns gelungen ist, zwei ausgewiesene Kenner der Materie für diesen Abend zu gewinnen.

Ich begrüße noch einmal ganz herzlich Frau Professor Spuler-Stegemann und Herrn Prof. Härle.

Seien Sie herzlich willkommen!

Frau Professor Spuler-Stegemann studierte Orientalistik und Semitistik, unter anderem Arabisch, Persisch und Türkisch, sowie Vergleichende Religionswissenschaft und Germanistik. 1967 promovierte sie zum Dr. phil. Seit 1976 ist Frau Prof. Spuler-Stegemann Lehrbeauftragte für Türkisch und seit 1982 für Religionsgeschichte an der Philipps-Universität Marburg, seit 1995 außerdem Professorin für Religionsgeschichte am dortigen Fachbereich Evangelische Theologie. Seit 1967 sind von Frau Spuler-Stegemann zahlreiche wissenschaftliche Beiträge, vor allem zum Thema Islam der Gegenwart, erschienen.

Herr Prof. Härle promovierte 1969 in Bochum über die Theologie des frühen Karl Barth in ihrem Verhältnis zur Theologie Martin Luthers, 1973 habilitierte er sich im Fach Systematische Theologie in Kiel. Seit dieser Zeit veröffentlichte Herr Prof. Härle zahlreiche Bücher und Artikel zu den verschiedensten theologischen Sachgebieten. Hierzu zählen auch Veröffentlichungen zum Thema der Theorie und Praxis ethischer Urteilsbildung, sowie der pluralistischen Religionstheologie. Er sitzt der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD vor und er ist Vorsitzender des evangelisch-theologischen Fakultätentages.

Ich freue mich auf Ihre Beiträge.