Deutsche Bahn und Bahnhofsmission haben ein gemeinsames Interesse

16.10.2001

Der Vorwurf von Bahnchef Hartmut Mehdorn, Bahnhofsmissionen seien Magnete für Drogensüchtige und Obdachlose, greift zu kurz. Die Bahnhofsmissionen in Deutschland sind wichtige und unentbehrliche Anlaufstationen für Menschen in Not. Bahnhöfe als große innerstädtische Zentren waren und werden immer Anziehungspunkte auch für solche Menschen sein, die sich auf der Schattenseite des Lebens bewegen und diese damit zwangsläufig auch zu sozialen Brennpunkten machen. Diese Tatsache ist nicht an die Existenz der Bahnhofsmissionen bzw. ihre Ausgabe von Essen an Bedürftige gebunden. Dies beweist die Tatsache, dass auch an den Bahnhöfen, auf denen es keine Bahnhofsmission gibt - bzw. die Bahnhofsmissionen kein Essen ausgeben - Obdachlose und Drogenabhängige anzutreffen sind.

Bahnhofsmission und Deutsche Bahn AG haben ein gemeinsames Interesse: das Begegnungs- und Reisezentrum Bahnhof so zu gestalten, dass Reisende eine angenehme Bahnhofsatmosphäre vorfinden und Menschen in Not weiterhin geholfen wird.

Der Berliner Bahnhof „Zoologischer Garten“ ist hierfür ein gutes Beispiel. Die Bahnhofsmission versorgtviele Obdachlose an einem Ort, der nicht im Zentrum des Bahnhofs liegt. Folge: Die bedürftigen Menschen halten sich nicht allgemein im Reisezentrum auf, sondern gehen dorthin, wo ihnen geholfen wird. Die Bahn spart dadurch Sicherheits- und Aufsichtspersonal, die Reisenden werden weniger belästigt. Diese optimale Situation befindet sich aber nicht an allen Bahnhöfen Deutschlands.

Die Deutsche Bahn AG und die Bahnhofsmissionen müssen zusammen Konzepte erarbeiten, wie durch gemeinsames Handeln das Begegnungs- und Reisezentrum Bahnhof zukunftsträchtig für alle Beteiligten gestaltet werden kann.

Das soziale Elend vieler Menschen kann nur durch eine angemessene Sozial- und Arbeitspolitik verändert werden. Hier ist vor allem die SPD geführte Regierung gefragt. Hier sind Versprechungen bisher nicht erfüllt worden.

Berlin, den 16.10.2001