Kein Wertefach in Berlin auf Kosten des Religionsunterrichts

11.04.2005

Zum Ergebnis des Bildungsparteitages der Berliner SPD erklärt der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel MdB:

„Mit der Entscheidung des SPD-Bildungsparteitages zugunsten eines konfessionsfreien Wertepflichtfaches ohne Wahlalternative für einen Religionsunterricht wird einmal mehr deutlich, wie es die SPD versteht, sich die ‚Lufthoheit über den Kinderbetten’ zu erschleichen. Das Votum ist zugleich eine bittere Niederlage für den Berliner Bildungssenator Klaus Böger (SPD), der sich für eine Wahloption zwischen Wertefach und Religionsunterricht ausgesprochen hat.

Der Parteitagsbeschluss offenbart, dass sich weite Kreise in der Berliner SPD von dem ideologischen Ballast ihrer Partei in der Bildungspolitik noch immer nicht befreit haben. Es ist zu verurteilen, wenn eine Partei für sich einen Monopolanspruch in weltanschaulichen Fragen in Anspruch nimmt. Unter dem Vorwand der Neutralität soll der Werteunterricht den Schülerinnen und Schülern einen bunten Wertemix vermitteln. Die Fähigkeit, Andersgläubige und andere Überzeugungen zu respektieren und zu achten, setzt jedoch voraus, dass man einen eigenen gefestigten Standpunkt hat. Wie junge Menschen auf der Grundlage der Beliebigkeit einen für sich maßgeblichen Wertemaßstab entwickeln sollen, ist fraglich. Mit einem gelebten Glauben werden sie in diesem Fach jedenfalls nicht in Berührung kommen. Damit wird eine große Chance vertan.

Die von der SPD geforderte Toleranz gegenüber anderen Lebensformen und Kulturen erstreckt sich leider nicht auf den konfessionellen Religionsunterricht. Faktisch wird nämlich durch die Einführung eines verpflichtenden konfessionsfreien Werteunterrichtes der Religionsunterricht als freiwilliges Zusatzangebot in den Nachmittagsstunden aus der Schule verdrängt. Dabei zeigen die steigenden Teilnehmerzahlen am Religionsunterricht, dass bei Kindern und Jugendlichen ein Bedürfnis nach religiöser Erziehung in der Schule besteht. Mit einem verbindlichen Religionsunterricht mit der Wahlalternative Ethik/Philosophie würde man auch diesen Schülerinnen und Schülern gerecht.“

Berlin, den 11.04.2005