Resolution des Bundesvorstandes des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU vom 10.06.05 zum Beschluss der SPD des Landes Berlin zum Religionsunterricht:

10.06.2005

Nachdem die SPD des Landes Berlin beschlossen hat, einen staatlichen Werteunterricht als ordentliches Unterrichtsfach (Pflichtfach) für alle Schülerinnen und Schüler einzuführen und den christlichen Religionsunterricht als Veranstaltung der Kirchen und außerhalb des Lehrplans zu zulassen, erklärt der EAK der CDU/CSU:

1.) Der demokratische und soziale Rechtsstaat lebt von geistigen Voraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann. Erhebt er jedoch den Anspruch, letzte Werte zu formulieren und über sie zu urteilen, so ist, wie die jüngere deutsche Geschichte lehrt, die Gefahr der Ideologisierung gegeben.

2.) Die Vermittlung der unsere christlich-abendländische Kultur prägenden Werte ist die Aufgabe aller Lehrerinnen und Lehrer in allen Unterrichtsfächern.

3.) Eine bloße Darstellung unterschiedlicher Wertevorstellung bleibt im Unverbindlichen und ruft nicht in die Verantwortung. Die eigene Entscheidung in grundsätzlichen Fragen des Lebens und seiner Ordnungen erfolgt immer nur in der Auseinandersetzung mit der klaren Haltung des Gesprächspartners. Eine unentschiedene Darstellung verschiedener „Werte“ hilft nicht weiter, sondern verführt zur eigenen Unverbindlichkeit und Unentschiedenheit.

4.) Die Streichung des Religionsunterrichtes als ordentliches Lehrfach bedeutet auf längere Sicht den Bruch mit den geistigen Traditionen, aus denen Europa und seine Kultur gerade in den unterschiedlichen Ausprägungen leben. Die Folgen dieses Bruches werden auf allen Gebieten, auch in unserem öffentlichen Leben, zu spüren sein.

5.) Der EAK der CDU/CSU fordert für alle Schülerinnen und Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, einen Ethikunterricht nach einem Lehrplan, der an den Grundlagen abendländischer Ethik orientiert ist und die junge Menschen zur Auseinanderssetzung mit ihnen in einer globalisierten Welt begegnenden anders begründeten sittlichen Vorstellungen befähigt.

Aus diesen Gründen verurteilt der EAK der CDU/CSU den Beschluss der Berliner SPD, staatlichen Werteunterricht als Pflichtfach einzuführen und damit zusätzlich zur bisherigen Mittelkürzung den Religionsunterricht zu verdrängen. Der EAK kommt zu diesem Urteil nicht zuletzt aus der Sorge, dass durch die Umsetzung des Beschlusses auf lange Sicht die Grundlagen der Gemeinsamkeit der demokratischen Parteien bedroht sein könnten.

Der EAK will die Beibehaltung und in Ländern, die sich auf die Bremer Klausel berufen, die Einführung des Religionsunterrichts als ordentliches Unterrichtsfach und einen Ethikun-terricht für alle Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Er unterstreicht damit die Bedeutung der Religion bei der Selbstvergewisserung einer Kultur, die erst die Voraussetzung für Weltoffenheit und Toleranz ist.

Berlin, den 10.06.2005