In Deutschland kommt es Jahr für Jahr immer wieder zu geheimen Geburten, zur Aussetzung oder gar zur Tötung von Neugeborenen. 40 Fälle pro Jahr werden bekannt, die Hälfte der Kinder überlebt. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen, Schätzungen gehen von bis zu 1000 Kindern aus.
Die Hintergründe für eine Aussetzung oder gar Tötung des Kindes sind vielschichtig und Fälle in allen Bereichen der Gesellschaft zu finden. Wir können vermuten, dass dramatische Beziehungs- und Familienverhältnisse und extreme Aussichtslosigkeit die Frauen zu diesem Schritt veranlassen.
Die Einrichtung einer "Babyklappe" leistet Hilfe in akuter Not, ist präventives Angebot und bietet jenen Frauen Schutz vor gesellschaftlicher Diskriminierung, die ihrer Aufgabe als Mutter zur Zeit nicht gerecht werden können. Die "Babyklappe" will Hilfsangebot für Frau und Kind sein und dient dem Lebensschutz des Kindes durch Inobhutnahme und der Frau durch Beratung und Hilfe. Ziel ist es, die Aussetzung oder gar Tötung eines Neugeborenen zu verhindern.
Eine "Babyklappe" befindet sich in der Regel sichtgeschützt an einer Kinderklinik oder einer ähnlichen Einrichtung. Durch einen von außen zu betätigenden Klappmechanismus können Frauen ihr Baby unbeobachtet und anonym in ein Wärmebettchen legen. Sensoren leiten ein elektronisches Signal sofort an die Helfer weiter. Für die weitere Versorgung des Kindes besteht eine enge Zusammenarbeit mit diakonisch-karitativen Einrichtungen und dem Jugendamt. Nimmt die Mutter keinen Kontakt zur Beratungsstelle auf, wird frühestens nach acht Wochen das Adoptionsverfahren eingeleitet.
Die Mutter kann sich jedoch, nachdem sie das Kind in der "Babyklappe" abgegeben hat im Schutz der Anonymität (Anonyme Beratung) an die zuständige Beratungsstelle wenden. Die Stelle bietet der Frau Hilfe und Unterstützung auf der Suche nach einer tragfähigen Lebensperspektive. Strebt die Mutter keine Rückführung an, geht die Verantwortung an die diakonisch-karitative Einrichtung über.
Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU unterstützt das Konzept der "Babyklappe". Generell ist eine breit angelegte Öffentlichkeitskampagne notwendig, um das Bekanntwerden der "Babyklappe" zu erreichen und Vorurteile abzubauen. Nur ein großer Bekanntheitsgrad stellt sicher, dass das Angebot zum Lebensschutz für das Kind und zur Hilfestellung für die Mutter wird. Unter Umständen eröffnet das Wissen um einen Ausweg der Mutter in der Krise die Möglichkeit, auch andere Lösungen ins Auge fassen zu können. Die Diskussion einer "Babyklappe" möge dazu dienen, dass Solidarität und Verständnis für die abgebenden Mütter/Eltern gefördert werden. Sie soll die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass es existentielle Krisen gibt, die subjektiv ausweglos erscheinen. Erst das Verständnis für das Ausmaß der Krise ermöglicht das Verständnis für die Mutter/Eltern und stärkt Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Kritiker betonen das Recht des Kindes, seine Herkunft erfahren zu können. Das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung darf allerdings nicht zur unüberwindbaren Hürde für den Schutz des Lebens und der Gesundheit werden. Im Vordergrund muss stets das Leben von Mutter und Kind stehen. Das Lebensrecht des Kindes steht über dem Identitätsrecht. Es ist gut für ein Kind, seine Herkunft zu kennen, wichtiger aber ist es zu leben. Der EAK begrüßt es, wenn die Politik hier bald möglichst Rechtssicherheit schafft.
Zweifelsohne haben keine Aufklärung und kein Fortschritt es bisher erreicht, das Gefühl der Ohnmacht, Hilflosigkeit und Einsamkeit mancher schwangerer Frauen und Mütter aus der Welt zu schaffen. Die Inanspruchnahme der vorhandenen anonymen Anlaufstellen und der "Babyklappe" zeigt, dass die bisherigen Hilfsangebote für ungewollte Neugeborene nicht ausreichten.
Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU betont jedoch, dass die Inanspruchnahme einer "Babyklappe" dem absoluten Ausnahmefall vorbehalten bleiben muss. Ein solches Angebot muss darum in jedem Fall in ein umfassendes Beratungs- und Hilfsangebot eingebunden sein, das den betroffenen Frauen tragfähige Alternativen eröffnet bzw. ihnen auch im Nachhinein die Möglichkeit eröffnet, sich doch für ein gemeinsames Leben mit dem Kind zu entscheiden.
Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU befürwortet die Initiative "Babyklappe" als sinnvolles Angebot für Frauen in extremer Notsituation, bei dem der Schutz des Lebens im Mittelpunkt steht. Er ist sich seiner evangelischen Verantwortung für das Leben bewusst in der Gewissheit, dass Gott ein Gott des Lebens ist und nicht des Todes.
Berlin, den 03.09.2003
Empfehlen Sie uns!