Zur Diskussion um die Einführung einer „Todespille“ in den Niederlanden

19.04.2001

Nach der Verabschiedung der gesetzlichen Regelung der aktiven Sterbehilfe ist für die niederländische Regierung nun auch die kontrollierte Abgabe von Selbsttötungspillen an sogenannte „lebensmüde alte Menschen“ eine durchaus erwägenswerte Option.

Die niederländische Gesundheitsministerin Els Borst würde sich der Einführung einer Selbsttötungspillenicht verschließen, wenn es eine sorgfältige Regelung gebe und nur hochbetagte Menschen betroffen seien, „die mit ihrem Leben fertig sind“.

Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU lehnt diese Überlegungen entschieden ab.

Unsere christliche und humanistische Tradition, die Verpflichtung zum Schutz menschlichen Lebens, lässt eine absichtliche Tötung von Menschen – mit welcher Begründung auch immer - nicht zu.

Eine Gesellschaft kann sich nicht anmaßen, über Leben und Tod ihrer einzelnen Mitglieder zu bestimmen. Beginn und Ende des Lebens liegen nicht in unserer Hand. Für uns als Christen ist das Gebot „Du sollst nicht töten“ von höchster Bedeutung. Auch im Falle eines schweren Leidens oder bei sogenannter „Lebensmüdigkeit“ ist die Tötung eines Menschen nicht gerechtfertigt.

Nach unserem Verständnis steht es nur Gott zu, über den Tod eines Menschen zu entscheiden.

Der Einwand von Menschen ohne christliches Bekenntnis, die Kirchen hätten nicht das Recht, ihre Positionen anderen aufzuzwingen, kann an der Ablehnung der bewussten Tötung nichts ändern. Das Tötungsverbot findet sich nicht allein in der Bibel, sondern in allen grundlegenden Dokumenten zum Schutz der Menschenrechte.

Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland hat das Recht auf Leben eine herausgehobene Bedeutung und die Europäische Menschenrechtskonvention von 1950 sagt ausdrücklich: „Niemand darf absichtlich getötet werden“.

Allein die Diskussion über die „Todespille“ für alte Menschen, belastet das Generationenverhältnis spürbar. Einem Missbrauch wäre Tür und Tor geöffnet. Die Solidarität zwischen jung und alt wird zerstört. Hier muss mit deutlichen Worten und Taten entgegengewirkt werden.

Das neue Euthanasiegesetz in den Niederlanden hat eine schranken- und tabulose Diskussion um die staatlich legitimierte Tötung losgebrochen.

Es ist ermutigend, dass die niederländischen Überlegungen in unserem Land nicht nur bei den Kirchen, sondern bei Vertretern aller Parteien und auch bei der Ärzteschaft auf Ablehnung gestoßen sind.

Berlin, den 19.04.2001