Altbundespräsident Joachim Gauck mit der "Hermann-Ehlers-Medaille" des EAK geehrt

05.05.2025

„Wir danken einem Menschen, der mutig und demütig zugleich war – und ist.“
Altbundespräsident Joachim Gauck mit der „Hermann-Ehlers-Medaille“ des EAK geehrt

Im Rahmen eines Festaktes des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK) wurde auf der 55. EAK-Bundestagung in Hannover die „Hermann-Ehlers-Medaille“ des EAK an Altbundespräsident Joachim Gauck verliehen. Der EAK-Bundesvorsitzende, Thomas Rachel MdB, würdigte Gauck als große und bedeutsame Persönlichkeit der deutschen Zeitgeschichte und bezeichnete ihn mit den Worten des verstorbenen Bundestagspräsidenten, Dr. Wolfgang Schäuble, als ein „Glücksfall für unser Land“. „Wir wollen dem menschenzugewandten und wortgewandten Theologen Dank sagen“, so Rachel, der auch als Staatsmann immer Theologe geblieben sei. Gauck habe stets das richtige Wort zur richtigen Zeit gefunden und mutig nach außen vertreten. „Das ist gute Politik im Geiste Luthers.“

Der EAK sieht zum Wirken Gaucks „eine Verbundenheit in Geist und Haltung.“ Der Mensch stand und steht immer im Mittelpunkt seines Handelns – wie bei CDU, CSU und EAK. Die Verantwortung vor Gott und den Menschen leitete und leitet ihn. Rachel betonte das gemeinsame Ringen nach den besten Lösungsansätzen: „Statt Partikularinteresse das Ganze sehen – darum geht es heute.“

Rachel dankte des Weiteren für Gaucks Beitrag zur Friedlichen Revolution in der DDR und seine spätere Arbeit als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, den „Ohnmächtigen eine Stimme“ gegeben zu haben. 

Gauck: "Wir brauchen Hoffnung, Nüchternheit und Mut"

„Drei Hauptmotive für politisches Wirken sollen uns leiten: Hoffnung, Nüchternheit und Mut“, sagte Gauck in seinem Dank. Das gelte für den Menschen und für die Politik. „Wagemutiger zu hoffen – das ist eine Frucht des Glaubens.“ Vertrauen hänge nicht allein von irdischen Dingen ab. Vertrauen könne man auch nicht lehren, sehr wohl aber davon erzählen.

Gauck ermutigte zu mehr Vertrauen in die Kirchen – auch seitens der Union. Aus einer Minderheit in der DDR heraus hätte die Kirche eine sehr starke Position erlangt. Viele Menschen hätten sich zur Kirche hingezogen gefühlt. Denn: „Es gehen auch in einer Minderheitsposition von uns Kräfte aus, die wir nicht unterschätzen dürfen.“

Für Erfolg aber brauche es Konsequenz, Konstanz und Anpassungsfähigkeit. Es brauche den Mut, gegen Widerstände aufzustehen und durchzuhalten. „Was innovativ  ist, kann auch schnell altern“, so Gauck. Die Ostpolitik der SPD nannte er als Beispiel. Diese war am Anfang erfolgreich und brachte den Menschen in der DDR Erleichterungen. Später wäre die Regierungspolitik der SPD aber von Wunschdenken geprägt gewesen.

An die CDU und den künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz richtete Gauck auch große Erwartungen: „Zu einer Politik des ‚C‘ gehöre auch, die Gabe des Erkennens und Analysierens wichtig zu nehmen.“ Man werde als Partner wahrgenommen, wenn man sich im Stande zeige, die Werte, die man vertritt, auch robust zu vertreten.
Das heiße aus christlicher Sicht: Das Böse muss man ernst nehmen. Und das heiße aus politischer Sicht: Ein Staat muss stark und wehrhaft sein. „Wer nur seiner Furcht folgt, endet in der Niederlage.“

Gauck mahnte schließlich einen ernsten und ehrlichen Umgang mit Sorgen und Nöten der Menschen an. „Ich möchte sie einladen, auch für diejenigen Menschen einladende Politik zu machen, die Schwierigkeiten mit dem Wandel haben. Wir dürfen nicht von unserer eigenen Angst eingefangen werden. Wir müssen uns vielmehr klar machen, was zum eigenen Gelingen beitragen kann.“ Unsere demokratische Gesellschaft biete alle Freiheit dazu, die eigenen Ideen zu vertreten und für die eigenen Ziele einzutreten. Was es dafür braucht? „Mut“, sagte Gauck.