Zur Situation des Religionsunterrichtes in Deutschland

08.03.2001

Der Religionsunterricht fällt in vielen Schulen unseres Landes zu häufig aus.

Dies ist ein beklagenswerter Zustand!

Nach einer Erhebung des Landesinstituts für Praxis und Theorie der Schule (IPTS) in Kiel, die das Stundenfehl veröffentlichte, wurde z.B. in Schleswig Holstein die Erhebung über den Ausfall des Religionsunterrichtes ganz eingestellt. Durch solche Vorgehensweisen meinen die politisch Verantwortlichen sich nicht weiterhin mit dieser schulpolitisch brisanten Situation auseinandersetzen zu müssen. Auch in Berlin verhindert die SPD seit zehn Jahren die Einführung des Faches „Religion“ als ordentliches Lehrfach. Während die Ablehnung des Religionsunterrichtes in manchen SPD regierten Bundesländern dadurch offenbar wird, dass zahlreiche Religionsstunden ausfallen, wird in der Berliner SPD das Fach Religion als Wahlpflichtfach offensiv und aggressiv bekämpft.

Schulsenator Böger, der sich anfänglich mit Elan für ein Wahlpflichtfach „Ethik/Religion“ einsetzte, hat die Segel vor seinen eigenen Genossen streichen müssen. Diese sprechen ganz offen darüber, dass „religiöse Bildung nicht mehr zeitgemäß" ist. Wolfgang Thierse, der als „Rufer in der Wüste“ für das Fach Religion eintritt, ist zum SPD-Parteitag nicht einmal mehr als Redner eingeladen worden. In der Front gegen den Religionsunterricht als Wahlpflichtfach ist hingegen die PDS eine gerne gesehene Mitstreiterin. SPD und PDS marschieren hier Hand in Hand. Anstatt die Bedeutung des christlichen Bekenntnisses für die positive Charakterprägung eines jeden Menschen zu betonen, bleibt die SPD ihrem diffusen Menschenbild treu. Der aktuelle Vorschlag, ein Fach einzurichten, das sich stark an „LER“ anlehnt und „Fenstermodell“ genannt wird, zeigt, wie dringlich es ist, dass das Bundesverfassungsgericht endlich zu einer verfassungsrechtlichen Klärung der Religionsunterrichtsfrage kommt. Der Inhalt der wertebezogenen Erziehung in Deutschland darf sich nicht darauf beschränken, ein obligatorisches Fach zu fordern, das aus einem beziehungslosen Nebeneinander beliebiger ethischer und religiöser Empfehlungen besteht. Sinnfragen des Lebens lassen sich nicht durch einen Markt der Unmöglichkeiten beantworten.

Berlin, den 08.03.2001